Auf dem Foto seht ihr ganz vorne eine Schüssel mit "Pcenica" - das ist Weizen. Dann die große Kerze mit einer Ikone, einen Rotwein, und eine "Pogaca" - selbstgebackenese Brot.
Am Morgen der Slava geht man in die Kirche, kauft dort eine Kerze, und lässt Pcenica, Pogaca und Wein vom Priester weihen. Zu Hause angekommen zündet man die Kerze an und lässt sie den ganzen Tag brennen. Die männlichen Geschöpfe des gefeierten Hauses (sprich mein Vater und mein Bruder) brechen die Pogaca in der Mitte durch, und jeder darf ein kleines Stück essen. Von der Pcenica nimmt sich auch jeder einen Löffel, und vom Wein wird auch ein kleier Schluck genommen.
Langsam trudeln dann auch schon die ersten Gäste ein. Jeder Gast, wird an der Tür vom Hausherren (=Vater) empfangen, welcher ein Tablett mit der Pcenica, ganz viele Löffeln und den Wein hält. Nachdem der Gast einbisschen von der Pcenica gegessen hat, und einen Schluck vom Wein genommen hat, bricht er sich ein Stückchen von der Pogaca und darf dann am Tisch Platz nehmen.
Das war nur die Beschreibung des zeremoniellen Teils der Slava. Der Ablauf danach ist wie bei jeder Familienversammlung, jedoch müsst ihr bedenken, dass es sich hierbei um tempramentvolle Balkaner handelt. Egal wie klein deine Wohnung sein mag, hauptsache es sind so viele wie möglich eingeladen. Es wird Unmengen an Essen vorbereitet (und wenn es nicht Fleisch ist, darfst du das erst gar nicht als Essen bezeichnen). Aber die Hauptsache ist, es ist genügend Alkohol da. Tische werden aneinander gereiht, die Gäste platzieren sich rund herum. Um die dreißig Personen (ohne Kinder)
sitzen eng bei einander. Ein Problem ist ja auch, dass du irgendwie für alle diese Personen Teller und Besteck auftreiben musst. Die fünfzehn Kinder sammeln sich alle um die Playstation3 meines Bruders, sie streiten, kratzen und beißen sich, wer kriegt den Controller? Bei den Erwachsenen wird quer über die Tische geschrien. Wenn man nichts versteht, würde man denken, dass sie sich jeden Moment an die Gurgel gehen. Aber wenn jeder Mann seine geliebte Frau sitzend an seiner Seite hat; Männer miteinander reden wollen, und Frauen ihre Frauengespräche führen wollen - kann man nur quer über die Tische schreien - kein gut durchdachter Sitzplan. Es wird amüsanter, die Gespräche werden intensiver. Es wird spät. Frauen und Männer kommunizieren schon wild durcheinander. Jeder will Recht haben. Es entstehen lächerliche Diskussionen, gefüllt mit Vorurteilen. Dann wird es ernst, langsam fühlen sich die Beteiligten persönlich angegeriffen - sie kontern. Vorwürfe. Warum dies, warum das, warum du, warum nicht ich? Die kleinen Kinder sind schon müde, sie schreien herum - es wird als weinen bezeichnet. Den Eltern ist es egal, niemandes Ego darf doch gebrochen werden. Und doch gibt es immer zwei Personen, denen das am Ar*** vorbei geht. Die legen sich gegenseitig die Arme um ihre Schultern, wippen hin und her, singen lauthals mazedonische Volkslieder und halten mit der freien Hand das Weinglas in die Höhe. Wenn der Promillgehalt schon über 2.5 ist, dann wird auch traditionell dazugetanzt. Gläser fliegen zu Boden, der Wein rinnt über den Teppich - Gott sei Dank haben wir keinen - die Augen brennen vom Zigarettenrauch. Es ist laut, die Nachbarn drohen mit der Polizei. Es wird spät, sehr spät, sie werden alle müde und gehen irgendwann erschöpft nach Hause.
Sani ♡
Ich überlege jetzt gerade, ob es Dir gefallen hat. Hört sich etwas zwiegespalten an ;-). Und erinnert mich an die Abende mit der Familie meines (orientalischen) Freundes ;-)
AntwortenLöschenLiebe Grüsse,
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